Arbeitsbücher
Die Arbeitshefte sind der sichtbarste Teil der Stappenmethode und leider für viele der einzige Teil.
Die Hefte (mit Gedächtnisstützen und Aufgaben) setzen wir als Weg ein, besser Schach spielen zu lernen. Unbesehen die Übungen lösen, ist sicherlich nicht das Ziel. Im Handbuch Stufe 2 steht eine Liste mit Gründen dafür, Aufgaben lösen zu lassen. Das Verfahren (Orientierung, was weiß ich, welche Möglichkeiten habe ich) ist mindestens so wichtig wie das Produkt (die Antwort). Insbesonder im Fall eines Fehlers ist Rückkopplung (Feedback) erforderlich.
Für viele Schachtrainer ist die Anzahl der Aufgaben in den Arbeitsbüchern ausreichend, aber nicht für jedermann. Prima, dass soll jeder für sich wissen. Allerdings wollen wir, dass die Kinder umso gut wie möglich, Schach spielen lernen. Also ist es ratsam, mehr Hefte einzusetzen. Schauen Sie sich die Ergebnisse der Trainer an, die auf diese Weise arbeiten. Ihre Schüler bleiben meistens weiterhin Schach spielen und werden auch ziemlich stark.
Mehr Arbeitsbücher also.
Viele Schüler nehmen sich sofort die nächste Stufe vor, nachdem sie eine Stufe abgeschlossen haben. Die Spielstärke steigt meist unregelmäßig, sie wenden das Erlernte noch nicht ausreichend in den Partien an. Die Schüler sollten erst einmal mehr Partien spielen und anwenden, was sie gelernt haben. Mit den ergänzenden Arbeitsbüchern können Schüler auf gleichem Niveau mehr üben, wodurch sie sich länger mit einer Stufe beschäftigen. Wesentlich ist, dass der Schwierigkeitsgrad sich nicht zu schnell steigert.
Die Möglichkeiten zur Differenzierung steigen gewaltig. Das gilt für die Schwächeren (zusätzliche Übungen zum gleichen Thema), aber auch für die Besseren (mehr und schwierigere Aufgaben).
Desweiteren ist der Wiederholungsaspekt nicht zu unterschätzen. Wiederholen ist unbedingt erforderlich. Themen aus einer vorherigen Stufe, die nicht behandelt werden, finden wieder Beachtung. Wenn wir nicht wiederholen, vergessen wir, daher müssen wir wiederholen, um nicht zu vergessen.
Fur jede Stufe gibt es 2 (Stufe 6), 4 oder 5 Arbeitsbücher.
• Basis Arbeitshefte
• Extra Arbeitshefte
• Plus Arbeitshefte
• Vorausdenken Arbeitshefte
• Mix Arbeitshefte
Wann können wir diese Arbeitsbücher einsetzen? Logisch ist die angegeben Reihenfolge. Das Extra-Arbeitsbuch kann bereits während des Arbeitens mit dem Basisarbeitsbuch eingesetzt werden, z.B. um ein Thema zu wiederholen oder zu vertiefen.
Der Trainer muss einschätzen, ob Teile von Plus zwischendurch behandelt werden, das hängt vom Niveau der Gruppe ab. Gut vorstellbar ist, dass eines der Themen aus dem Plusteil während der Partiebesprechung auftaucht. Auch können einige wenige Übungen aus dem Arbeitsbuch bereits früher behandelt werden.
Die Mix Arbeitshefte sind gut einsetzbar bei der nächsten Stufe (d.h. Mix 1 während Stufe 2, usw.). Schaut man die Partien der Kinder an, dann wäre 2 Stufen zurück manchmal noch besser. Das ist schmerzhaft, aber immer noch besser als weiterpfuschen.
Siehe weiter unter
Mix Arbeitshefte.
Basis Arbeitshefte
Die meisten dieser Arbeitsbücher sind seit 1987 nicht wesentlich geändert worden. Damals lernten Kinder erst mit 10/11 Jahre alt Schach. Dank der Erscheinung von den Vorstufen waren Änderungen nicht wirklich notwendig.
Extra Arbeitshefte
Das Extra-Arbeitsbuch ist voller Übungen. In der ersten Hälfte des Extra-Arbeitsbuches stehen die Aufgaben mit den gleichen Themen wie im Basis-Arbeitsbuch. Diese dienen nicht nur als zusätzliche Übung, sondern vor allem auch als Wiederholung.
In der zweiten Hälfte des Buches stehen Aufgaben des Typs 'Mix'. Es gibt also keinen Hinweis auf das Thema der Übung, sie ähneln dadurch schon mehr einer echten Partie. Das Lösen derartiger Übungen fällt den Schülern meistens schwer.
Es gibt extra Arbeitsbücher für jede Stufe.
Plus Arbeitshefte
In diesen Büchern ist Platz für:
- neue Themen
- Themen, denen durch Platzmangel nur wenig Aufmerksamkeit in der 'normalen' Stufen gewidmet wurde
- das vertiefen wichtige Themen
- Themen aus einer vorherigen Stufe auf einem höheren Niveau
Für die Stufe 1 bis 5 gibt es Plus Arbeitshefte. In den Handbüchern stehen Plus-Lektionen.
Vorausdenken Arbeitshefte
Boris Friesen (Trainer von GM Benjamin Bok in seiner noch jüngeren Jahren) ist der Co-Autor.
Jeder Trainer widmet dem Vorausdenken in seinem Unterricht bereits ab der ersten Stufe Aufmerksamkeit. Streng genommen erfordert fast jede Aufgabe in einem der Arbeitsbücher „vorauszudenken“, auch wenn nur ein einziger Zug benötigt wird. Wir müssen schließlich darauf achten, was der Gegner tun kann. Die Schüler müssen kontrollieren, ob das Ziel der Aufgaben erreicht ist: Ist Schwarz matt? Kann ich sicher schlagen? Bei einem Thema wie dem zweifachen Angriff muss die Situation nach dem zweiten Zug bereits klar sein, bevor der erste Zug ausgeführt wird. Gewinne ich Punkte oder nicht? In Stufe 1 plus und 2 plus gibt es Routenplaner, wobei es zum Lösen der Aufgabe vielleicht keine Voraussetzung ist, vorausdenken zu können, es ist jedoch eine große Hilfe. Es hilft oft, bei „Gib Schach“ mit dem Schlusszug zu beginnen.
Regelmäßig Blindübungen zu lösen, ist für jeden nützlich. Bereits zu Beginn der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts spielte Rob Brunia mit seinen Trainingsgruppen „Die Reise um die Welt“ (es gab noch keine Stappenmethode!). Seine Schüler schnitten in Turnieren damals und später hervorragend ab (was natürlich nicht nur an diesen Übungen lag).
In ihrer einfachsten Art sieht eine Übung folgendermaßen aus:
- Springer auf b1.
- Ein Schüler macht blind einen Springerzug (Sb1-c3).
- Der nächste Schüler führt den darauf folgenden Zug aus (Sc3-d5).
- Der Springer darf nicht zwei Mal auf das gleiche Feld ziehen.
Solche Spiele kennen viele Varianten (du darfst nicht auf die d-Linie kommen, gegnerische Figuren werden eingesetzt usw.). Kurz gesagt: Es gibt viele Möglichkeiten, die ausprobiert werden können, von einfach bis anspruchsvoll.
Einige Trainer haben seither diese Blindübungen in ihr Trainingsprogramm aufgenommen. Derartige Übungen, in Maßen und nicht endlos, sind mit Sicherheit nützlich. Das hat auch der schnellere Fortschritt bei Gruppen, die sich mit diesen Übungen beschäftigt haben, bewiesen.
Beim Vorausdenken musst du die Stellung im Kopf vorstellen, auch visualisieren genannt. Mehrere Sachen spiele eine Rolle. Bevor du ziehst, musst du also:
- die richtige Stellung nach dem geplanten Zug sehen, denn die Stellung verändert sich.
- sehen, dass die Möglichkeiten sich verändern (können). Das gilt sowohl für Figuren, die ziehen, als auch für Figuren die nicht ziehen.
- wissen, wie es nach dem geplanten Zug bzw. den geplanten Zügen steht (wer steht besser?).
Der zweite Punkt bereitet in der zweiten Stufe bereits Schwierigkeiten. Die Stellung zu sehen, ist nicht genug. Du musst an mehr Dinge denken. Bereits nach einem einzigen Zug kann sich viel ändern: Eine Figur verschwindet vom Brett, eine eigene Figur ist nicht mehr gedeckt, eine gegnerische Figur ist angegriffen oder eine Fesselung ist entstanden oder verschwunden. Auch der dritte Punkt ist eine wichtige Facette beim Vorausdenken. Es hat wenig Sinn, eine lange Variante auszurechnen, wenn man nicht anschließend beurteilen kann, wie es steht.
Mix Arbeitshefte
Die beste Art und Weise stärker zu werden ist, aus den Fehlern in seinem Spiel zu lernen. Dies ist effektiver, als neue Dinge zu lernen oder Eröffnungen zu studieren.
(Anmerkung: Das muss man natürlich auch, aber das hat keine Priorität, wenn die Grundlagen nicht da sind.)
In den Handbüchern wird empfohlen, die Partien der Schüler zu besprechen. Das liefert uns wichtige Informationen.
Welche Fähigkeiten genügen noch nicht den Anforderungen? Zuerst oder zur Not auch gleichzeitig müssen die Mängel abgestellt - zumindest aber ausgebessert- werden.
Der Trainer ist die beste Person, die Partien zusammen mit seinen Schützlingen zu analysieren.
Auf lange Sicht muss der Schüler das aber auf eigene Faust machen. Das ist nicht neu, sondern hat sich über Jahrhunderte bewährt. Schön ist es, wenn immer Begleitung und Kontrolle zur Verfügung stehen. Derzeit scheint das nicht an der Praxis zu sein, ungeachtet der Vorbilder von Trainern, die das mit guten Resultaten so machen.
Nun können die Mixaufgaben das nicht im entferntesten ersetzen, aber sie können dabei helfen, Fehler und Defizite aufzuspüren. Bei den Antworten wird angezeigt, um welches Thema es sich bei der Aufgabe dreht. Mache ich häufig Fehler beim gleichen Thema, dann ist dies ein Fingerzeig, diesen Bereich noch einmal zu wiederholen.
Allgemeine Fertigkeiten wie das Beachten gegnerischer Möglichkeiten werden dabei sicher bei vielen Jugendspielern auftauchen.
Auch der Lösungsansatz (das Finden des besten Zuges) muss sich verbessern. Ohne Suchstrategie gelingt das häufig nicht, wenn die vorhergehenden Stufen nicht verinnerlicht (automatisiert) wurden.
Einfach nur Aufgaben lösen ist weit weniger nützlich als manch einer denkt. Man lernt Muster, aber es gibt wesentlich mehr herauszuholen. Wichtig ist, ob "richtig" gelöst wurde. Nicht nur einfach einen Zug gesucht und ausprobiert. Das geschieht bei den Arbeitsheften auch mal, aber wesentlich seltener als beim Lösen von Aufgaben am Computer. Da zocken die Schüler manchmal so, dass es nur so kracht. Falsche Antwort und schnell zum nächsten Zug. Der Lerneffekt bleibt dadurch in Relation zur Zeit, die hineingesteckt wurde, relativ klein.
Das allerwichtigste ist, dass es für den Schüler Feedback gibt. (siehe in den Handbüchern im jeweiligen Kapitel unter der Überschrift Arbeitsheft die Punkte Erklärung und Fehler/Hilfe).
Ein gutes Beispiel wurde geschildert im niederländischen "Schaakmagazine" Ausgabe August 2016, Seite 15. Jessie Mang über das Training von Trainer Rob Bruins:
"Zunächst Unterricht, dann haben wir gespielt. Zuhause haben wir die restlichen Aufgaben im Arbeitsheft gemacht, die der Lehrer nachgeschaut hat.
Dann bekamen wir deutliche Erklärungen und wer etwas nicht verstand, konnte fragen."
Ziel ist es, besser Schach zu lernen und die richtige Herangehensweise muss so auch in einer echten Partie umgesetzt werden.
Die Plus-Arbeitshefte haben keine Mixaufgaben. Dieser Mangel wird mit diesen Heften behoben.
Abschließend die Frage, ob es nicht schon genug Möglichkeiten gibt. Es gibt dutzende Taktikbücher und jährlich kommen neue hinzu.
Ganz offensichtlich gibt es einen Markt dafür. Wir merken dazu jedoch an, dass in den Mixheften aber bei weitem nicht nur Taktikaufgaben stehen.
Und dann gibt es noch einen großen Unterschied zwischen den gewöhnlichen Taktikbüchern und den Stappenmixheften.
Den Schwierigkeitsgrad. Nehmen wir als Beispiel eine Rezension von der Webseite:
1001 chess exercises for beginners von Peter Ypma.
Ein Zitat daraus: "Der Niveauunterschied zu den Matt in 1 Aufgaben oben ist recht groß. Nun kommt diese Aufgabe aus dem schwierigen letzten Kapitel mit bizarren Stellungen. In den anderen Kapiteln traf ich auch mit einiger Regelmäßigkeit auf Aufgaben, bei denen ich Probleme hatte. Die Aufgaben variieren qua Niveau von Stufe 2 bis Stufe 7".
Soweit Peter Ypma. Ist man genau, kommt Matt in 1 bei uns schon in Stufe 1 vor. Ypma ist mit Sicherheit kein Anfänger, denn zum Zeitpunkt der Rezension betrug seine
Wertungszahl 2214 ELo-Punkte. Das Übel, das er beschreibt, finden wir in fast allen Büchern.
In unseren Mixheften sind normalerweise alle Aufgaben zu lösen, wenn man die aktuelle Stufe und die vorgehenden Stufen richtig durchlaufen hat (das heißt Unterricht, Übungen, Spielen und Partie besprechen). Das Niveau der Aufgaben ist also ziemlich gleichmäßig. Natürlich wird die ein oder andere Aufgabe viel Mühe machen. Und genau darum sind diese Hefte das Mittel zur Wahl um herauszufinden, in welchen Bereichen der Schuh noch drückt.
Für einen stärkeren Spieler macht es Sinn, von Zeit zu Zeit wieder die einfacheren Aufgaben zu lösen. (Natürlich nicht Stufe 1, wenn man Stufe 9 macht, um es mal auf die Spitze zu treiben).
Für schwächere Spieler ist es praktisch sinnlos, viel zu schwierige Aufgaben zu lösen zu versuchen. Es ist frustrierend und man lernt eigentlich nichts dadurch.
Ein Schachspieler, der sich verbessern will, sollte Dinge lernen, die er in seinen eigenen Partien anwenden kann. Aufgaben, die auf oder knapp über dem Niveau seiner Stufe liegen haben in der Regel den richtigen Schwierigkeitsgrad (richtig in dem Sinne, dass es den größten Effekt zeitigt).
Wenn man 80% der Aufgaben richtig hat, dann hat man wirklich das Niveau der Stufen (1), (2), 3, 4 oder 5.
Das ultimative Examen also!